Sternenspuren
Vorwort
Durch die Bewegung der Erde um sich selbst, verändert sich unsere Sicht auf die Sterne. Die Rotationsachse der Erde zeigt auf der Nordhalbkugel Richtung Polarstern. Wenn man lange genug belichtet, werden die Sterne zu Streifen, die sich um den Polarstern kreisförmig anordnen.
Etwas naiv ging ich das Thema an. Ich sah tolle Bilder im Internet, fand auch ein paar gute Anleitungen, aber erst im Selbstversuch stolpert man über die Tücken. Aber der Reihe nach.
1 - Ausrüstung
Im Versuch verwendete ich die Kamera Nikon D7200 und das Objektiv Sigma 17-50 f/2.8. Von beiden bin ich sehr angetan. Bei Sternenfotografie sollte man ein lichtstarkes Objektiv (f/2.8 oder besser) und eine rauscharme Kamera (mindestens bis ISO 1600) nutzen. Beides bietet genannte Technik.
Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man besser im Vollformat fotografieren. Im DX-Format büßt man um den Crop-Faktor an Weitwinkel ein. So sind 17 mm Brennweite sind an meiner 1,5x Crop-Kamera nur 25,5 mm Brennweite. Um den Sternenhimmel zu fotografieren müsste man auf andere Objektive zugreifen oder eben doch ins Vollformat wechseln.
Dass Stativ Pflicht ist, muss ich sicher nicht extra erwähnen. Ich habe nur ein leichtes Reisestativ. Verwacklungsfreie Bilder sind nur möglich, wenn ich es zusätzlich beschwere. An der Mittelsäule ist ein Haken, an dem ich meine Fototasche hänge.
2 - Versuch mit Handy-App via WLAN
Die Nikon D7200 hat einen eingebauten WLAN-Adapter. Was liegt näher als die Kamera per Handy zu steuern. Bisher hatte ich gute Erfahrungen mit der Handy-App qDsrlDashboard gemacht. Also Stativ mit der Kamera aufgebaut, die Kamera via WLAN mit dem Handy verbunden, Handy ans Ladegerät angeschlossen, auf der App Intervallaufnahmen mit Belichtungszeit 240 Sekunden, mit gleicher Intervalldauer eingestellt, F5, ISO100 und los gings. Bitte verzeiht das langweilige Motiv, ich probe nur für den Ernstfall ;-)
Viele Stunden später: Akku der Kamera war leer - auf dem Handy leuchtete das Display noch, App war offen, aber nur 5 Bilder entstanden. Welches Powermanagement o.ä. mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, konnte ich nicht herausfinden.
Selbst wenn es nur 5 Bilder sind - ich war auf das Ergebnis gespannt . Im Internet fand ich das kostenlose Tool http://www.startrails.de, mit dem sich die Aufnahmen sehr einfach zusammensetzen lassen.
Oh, was sind das für Lücken bei den Streifen. Hier gab es zu große Pausen zwischen den Aufnahmen.3 - Intervallaufnahmen der Nikon D7200
Der Akku ist vollgeladen. Auf der SD Karte ist genug Platz. Testaufnahme mit qDSRLDashboard gemacht, dabei Schärfe und Motiv geprüft. Nun geht es ins Kamera-Menu. Die Angaben sind auf den ersten Blick etwas verwirrend.
- Intervall die Dauer des Intervalls in Sekunden.
- Bilder/Intervall = Anzahl die Bilder pro Intervall
Beispiel
Einstellungen:
Intervall = 64 Sekunden
Bilder/Intervall = 2
Die Kamera löst alle 32 Sekunden aus. - Intervallanzahl = die Anzahl der Intervalle
Beispiel
Einstellungen:
Intervall = 64 Sekunden
Bilder/Intervall = 2
Intervallanzahl = 3
Hier würde die Kamera 6 Mal aller 32 Sekunden auslösen
Ingesamt würde die Kamera 192 (=3*64) Sekunden für alle Intervallaufnahmen benötigen. Das heißt nach 192 Sekunden + letzter Belichtungszeit + Verarbeitungszeit wären wir fertig.
Bei 6 Bildern würden wir in bei JPEG in feiner Auflösung ca. 6x 15 MB = 90 MB an Speicherplatz benötigen.
4 - Problemsuche
Diesmal schaute ich mir das Verhalten der Kamera am Schreibtisch genauer an, zählte Aufnahmen, prüfte Aufnahmedauer mit der Stoppuhr, wertete die Exif-Aufnahme-Zeitpunkte aus.
- Einstellungen Bilder/Intervall, Intervall. Die Kamera arbeitet stoisch nach Rechenregel.
Die Aufnahmezeitpunkte werden von der Kamera berechnet.
Wenn aber die Kamera zum Aufnahmezeitpunkt noch beschäftigt ist, löst die Kamera nicht aus !
Beispiel
Einstellungen:
Intervalldauer = 132 (4*33) Sekunden
Bilder/Intervall = 4
Aufnahmezeitpunkte wären theoretisch:
1) Start
2) Start + 33 Sekunden
3) Start + 66 Sekunden
4) Start + 99 SekundenDamit wären die Lücken geklärt.Beispiel
Einstellungen:
Intervalldauer = 132 (4*33) Sekunden
Bilder/Intervall = 4
Belichtungszeit = 30 Sekunden
Die Kamera rechnet in der Praxis ca. 4 Sekunden,
damit arbeitet die Kamera 34 Sekunden pro Aufnahme
1) Start
2)Start + 33 Sekundenwird nicht ausgelöst, Kamera noch in Arbeit
3) Start + 66 Sekunden
4)Start + 99 Sekundenwird nicht ausgelöst, Kamera noch in Arbeit - Spiegelvorauslösung war noch drin (wie immer bei Nachtaufnahmen), hier fehlten schon mal 3 Sekunden. Diese kann man unter Individualfunktionen ( d4) abschalten. Auch das ist ärgerlich, weil man ja Schwingungen vermeiden möchte.
- Die Verarbeitung nach der Belichtung dauerte bei mir ganze 32 Sekunden !!! Als Ursache fand ich den Punkt Rauschunterdr. bei Langzeitbel.. Diesen sollte man unter Menu -> Fotoaufnahme abschalten. Leider muss man sich dann um das entrauschen, nachträglich kümmern.
- die Vorschau nach der Aufnahme (unter Wiedergabemenu, Bildkontrolle) sollte man deaktivieren, sie wird normal nicht gebraucht und frisst unnötig Strom
So nun habe ich die Erklärung für die Lücken und bin nicht gerade glücklich auf Spiegelvorauslösung und Entrauschen verzichten zu müssen. Auch ohne Rauschen benötigt die Kamera 3 Sekunden für die Bearbeitung.
Bisher fand ich keine Möglichkeit, dass der Spiegel bei der D7200 bei einer Intervallaufnahme oben bleibt. D.h. man verschleißt hier regelrecht umsonst die Kamera. Als Beispiel wenn ich 6 Stunden (21.600 Sekunden) aller 34 Sekunden ein Bild mache, komme ich auf ca. 635 Aufnahmen für einen Star-Trail-Photo. Die meisten Hersteller garantieren 150.000 Aufnahmen pro Kamera, d.h. 236 Mal könnten wir uns derartige Bilder leisten. Zum Glück macht man nicht jeden Tag star trails. Als Ergänzung, bei wenigen Kameras (z.B. Nikon D810) gibt es eine Technik namens "Electronic First Curtain Shutter" (EFCS). Diese erlaubt auch elektronische Auslösungen hintereinander ohne den Spiegel bewegen zu müssen. Leider kann meine Kamera das nicht.
5- Geschafft !
Trotz abnehmenden Mond und stadttypischer Lichtverschmutzung waren Sterne zu sehen. Das Wetter hielt 53 Minuten aus, bevor die Wolkendecke über uns zog. Aus den entstandenen 95 Bildern ließ sich etwas machen.
Kamera-Intervall-Einstellungen
Intervall: 34 SekundenBilder/Intervall = 1
Intervalle: 100
Kamera-Aufnahme-Einstellungen
Modus: MBlende: f/3.2
Brennweite: 17mm
ISO: 250
Belichtungszeit: 30 Sekunden
Sonstige Kamera-Einstellungen
Entrauschen: ausSpiegelvorauslösung: aus
Bildkontrolle: aus
WLAN: aus (sonst ist die Intervall-Funktion deaktiviert)
Nachbearbeitung:
Bilder mit der Software startrail zusammengesetzt, danach Weißabgleich korrigiert, entrauscht, Kontraste angehobenBei mehr Weitwinkel wären die Striche im gleichen Zeitraum kürzer. Dafür hätten man auch mehr im Bild. Ich hatte den automatischen Weißabgleich an. Das Bild zog sich ins rot-violette als die ersten Wolken im Bild erschienen. Wenn die Situation sich nicht ändert, sollte man den Weißabgleich vorher festlegen. Ansonsten hilft nur RAW, und muss dann ggf. hunderte Aufnahmen anpassen und konvertieren.
6-Einschränkungen Nikon D7200
- Belichtungszeit maximal 30 Sekunden
- Spiegel kann man nicht oben lassen
- Maximale Anzahl der Intervalle 999
- bei WLAN, Liveview, MUP und sicher noch anderen Einstellungen lässt sich der Intervall-Modus nicht nutzen