Equipment

Meine Erfahrungen mit diverser Technik, S5pro, Nikon D7200, D750, Nikkor 17-35 2.8, Nikkor 20 1.8g, Sigma 35 1.4 Art, Nikkor 50 1.4g, iOptron SkyGuider Pro, Fornax Lightrack II

Anfang 2018

wechselte ich von der Nikon D7200 ins Vollformat, seit dem nutze ich:
  • Body: Nikon D750
  • Nikkor 20 f/1.8 für Landschaften, Nachtaufnahmen, Architektur
  • Sigma 35 f/1.4 DG Art als Immerdrauf , Gruppenaufnahmen, Aufnahmen in der Totale mit Umgebung
  • Nikkor 50 f/1.4g für Blumen, halbnahe Portraits (langsamer AF, erst ab f/2 brauchbar)
  • Nikkor 70-200 f/2.8 VR seit vielen Jahren mein Portraitliebling

Hat sich der Umstieg gelohnt?

Es ist ja ohnehin zu spät - der Wechsel ist vollzogen. Jetzt kann man sich alles schönreden. Das höhere Gewicht der Ausrüstung (825g mehr), um Crop-Faktor 1,5 weniger Brennweite und der exorbitante Mehrpreis sind negativen Aspekte, die ich bei aller Euphorie erwähnen muss.

Aber nun zum Positiven.

  • Der Sucher - ich habe nicht die besten Augen, bei der D7200 taugte der kleine Sucher zur groben Motivauswahl und um den AF - Punkt zu setzen. Ganz anders bei der D750. Endlich kann ich manuell scharf stellen. Ich sehe im Sucher, wo das Motiv scharf ist.
  • Klappdisplay - bisher hieß es bei Motiven in Bodennähe, sich in den Matsch werfen oder per Try & Error, solange probieren bis es passt. Die Zeiten sind nun vorbei.
  • Das Potential der RAW - bei überbelichteten Bildern klappt das nicht, aber wenn ich richtig auf die Lichter belichte, kann ich selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen den Tiefenregler hoch drehen und habe noch Zeichnung in den Tiefen (bei der D7200 drehte ich damit nur das Rauschen hoch)
  • Die Freistellungsmöglichkeiten: nun ich habe das Sigma 17-50 2.8 gegen 3 viel lichtstärkerer Objektive getauscht. Das hat also nicht nur was mit dem Vollformat zu tun. Die Gestaltungsmöglichkeiten gerade vom Normalbereich bis hin zum Weitwinkel sind grandios
  • hier noch ein tolles D750-Feature, im Liveview kann man die ok-Taste als 100% oder 200% Zoom belegen. Das ist schlicht genial zum schnellen Scharfstellen.
  • Die Bildqualität - zugegeben jetzt habe ich auch andere Objektive - aber trotzdem die Schärfe und Bilddynamik sind auf einer ganz anderen Ebene. Nachfolgend ein Ausschnitt aus 2 ähnlichen Aufnahmen.
    Nikon D750 mit Nikkor 20 f/1.8Nikon D7200 mit Sigma 17-50 2.8 mit 17mm (KB ca. 25mm)
    Weit man den Unterschied auf verkleinerten Homepage-Bildern sieht, wird sich zeigen.

Erste Erfahrungen

So nun habe ich den ersten Ausflug hinter mir. Ich kann nur sagen, wer auf Festbrennweiten schwört, hat nicht alle Latten am Zaun. Ich war nur am Festbrennweiten jonglieren, eins in die Tasche - das nächste raus - meine Frau möchte ein Portrait von sich - wieder ein Wechsel. Ich sehe ein Pferd auf der Koppel - schnell mein Tele dran um es gleich wieder abzubauen. In 1-2 Jahren werde ich mir doch noch ein Standardzoom ala 24-70 zulegen. Ich möchte nicht alles an Festbrennweiten schlechtreden. Wenn mal ein Motiv passt, dann freut man sich über die Festbrennweite, die eben doch mehr Qualität liefert. Alltagstauglich sind sie halt nicht.

Ich beneide gerade meine Frau. Sie holt ihr Handy raus, hält aufs Blümchenmotiv drauf und fertig. Bild ist top. Ich hole meine Kamera raus, überlege welche Objektiv geeignet ist und schraube rum, versuche per Blendenwahl den Bereich scharf zu bekommen, der interessant ist (nicht mehr nicht weniger) merke dasss ich viel zu nah am Motiv bin und die Scharfstellung nicht klappt und probiere es neu (wissend dass ich Bild beschneiden muss), kontrolliere ob die Belichtungszeit zu Verwacklungen führen könnte, korrigiere ISO-Wert nach.

Zu den neuen Objektiven

Nikkor 50 1.4g

Beim Nikkor 50 1.4g, das einzig gebrauchte über Ebay-ersteigerte hatte ich leider Pech. Der Fokusring greift nicht richtig, der Auto-Fokus bedarf 3 Anläufe. Vermutlich hatte die Vorbesitzerin einen Unfall damit. Ansonsten liebe ich es. Es hat eine tolle Schärfe und wunderschönes Bokeh.

Nikkor 20 1.8g

Das Nikkor 20 1.8. Das rockt. Am Vollformat ist es sehr weit, mit Blende 16 bekommt man schöne Sternchen als Lichter. Es ist wunderbar scharf und hat einen sehr schnellen Fokus. Für die Astro-Fotografie ist es gut. Bei Offenblende hat es starke Koma an den Bildrändern, bei F/2.8 ist es schon brauchbar, ab F/3.5 sind diese verschwunden. Ich freue mich schon auf die Nachführung, die ich mir sicher erst Ende nächsten Jahres leisten werde.

Sigma 35 1.4 Art

Mein Sigma 35 1.4 Art zeigte ein recht seltsames Verhalten - es neigt zur Überbelichtung. Die Belichtungsmessung (egal ob Mehrfeld-, Selektiv oder Spotmessung ) versagt hier in 90% der Fälle. Ich war nah dran es wieder abzugeben. Abhilfe schaffte die Einstellung "Lichterbetonte Belichtungsmessung" (also das Rechteckt mit Punkt in der Mitte und Sternchen rechts oben) an der D750. Von der Performance her ist das Objektiv top. Der Autofokus schnell leise und treffsicher. Nun zum negativen, entweder mag man die künstliche Farbgebung (Lichter cyan-lastig) oder eben nicht. Bei einigen wenigen Bildern sah der Effekt sogar situationsbedingt toll aus. Als Alltagsobjektiv fiel es durch und wurde nur selten verwendet. Die Offenblende von 1.4 lässt viel Licht auf den Sensor, so dass man annehmen könnte, es wäre ein gutes Astroobjektiv. Ich war erschrocken, welches Koma das Objektiv selbst bei Abblenden an den Rändern erzeugt. In dem Brennweiten-Bereich gibt es weit bessere Alternativen.

Ende 2018

Tamron SP 24-70 F/2.8 Di VC USD G2 (A032)

Das Sigma 35 habe ich (leider unter Wert) verkauft – es wurde kaum genutzt und hatte einen Wertverfall von 50% in 11 Monaten. Es ist eben kein Nikon.

Dafür habe ich nun endlich ein Standardzoom. Man bietet das Objektiv in 2 Varianten an, die alte G1-Version hatte wohl laut Berichte in Foren Probleme mit dem langsamen unsicheren Autofokus. Die neue G2 Version ist wetterfest, wurde hinsichtlich Autofokus, Bildstabilisator, Streulichtverhalten noch mal verbessert. Das Objektiv ist nicht ganz billig, ich musste arg mit mir ringen, das Geld auszugeben.

Der erste Eindruck ist teils recht positiv. Gegenüber dem künstlichen Sigma 35 wirken die Farben sehr natürlich, realistisch. Gerade für Landschaftsaufnahmen ist es die ideale Linse. Nach den ersten Aufnahmen war ich vom Bokeh enttäuscht. Für Portraitaufnahmen schien das Objektiv unbrauchbar. Das Bokeh erinnert mich an Matsch. Aber nach einem Ausflug in Moritzburg strahlte meine Frau über beide Ohren, das Bokeh sah hier nun wieder toll aus. Etwas störend sind das Gewicht (900g) und die Größe. Mit dem schweren Objektiv verlagert sich der Schwerpunkt der Kamera nach vorn. d.h. auf dem Stativ muss ich den Kugelkopf richtig fest anziehen, damit der Aufbau nicht nach vorne nachsackt. Die Größe hatte ich unterschätzt. Meine Fototasche musste ich neu organisieren und bekomme auch nicht mehr alle Objektive hinein. Da das Standard-Zoom bereits einiges an Brennweite und Situationen abdeckt, ist das nicht so tragisch. Die Größe hat noch einen weiteren Nachteil. Den internen Blitz sollte man nicht verwenden, bei kleiner Brennweite wirft das Objektiv einen bösen Schatten.

Astro-Zeugs

iOptron SkyGuider Pro (Anfang 2019)

Die Wunschliste an meinen ersten Star Tracker war lang. Wochenlang hatte ich vorher recherchiert, Traglasten, Eigengewicht, Stromversorgung, Zubehör wir Polhöhenwiege und Polsucher und natürlich auch die Preise im Gesamtpaket verglichen.

Da ich am Großstadtrand wohne, sollte das Gerät portabel sein. Der iOptron SkyGuider Pro schien ideal zu sein, er hatte den Akku und Polsucher integriert und die Polhöhenwiege und Gegengewicht war ebenso im Set enthalten. So bestellt - so bekommen. Nun zur ersten Erfahrung.

Brav nach Anleitungen im Internet drückte ich mein neues Stativ noch mal tief in den Boden stellte ich mein es in Waage, schraubte Nachführung mit bereits vormontierter Polhöhenwiege auf, baute die Kamera und Gegengewicht darauf, balancierte alles ordentlich. Nun sollte es losgehen, ich begann den Breitengrad einzustellen - oh bei 40 Grad war Schluss. Die Nachführung saß (ab Werk) falsch herum auf der Polhöhenwiege. Anfängerfehler. Also noch mal neu. So grob hatte ich das Stativ Richtung Norden gestellt, anscheinend nicht genau genug, ich kam an einen Punkt, wo die Rändelschrauben sich keinen My mehr bewegten. Beim neuen Manfrotto-Stativ kann man die Mittelsäule auch nicht drehen. Also setzte ich das Stativ vorsichtig um. Nun wollte ich noch mal die Waagerechte des Aufbaus kontrollieren. Ärgerlich, die Libelle zur Kontrolle der Waagerechten war fast verdeckt.

Aber weiter. Per App prüfte ich wo der Polarstern auf dem Ring sein sollte. Das klappte ganz gut. So wagte ich mich gleich an 200mm Brennweite. Nach 20s kamen die ersten Streifen. Wow, nicht perfekt, aber ein Effekt. Ich konnte den Orionnebel auf den Bildern sehen. Nach 20 Minuten probieren, wurden die Bilder gravierend schlechter, auch sackte die Kamera aus unbekannten Gründen einfach ab. So wollte ich die Einnordung noch mal prüfen. Ärgerlich, die Polsucherbeleuchtung funktioniert nur, wenn im Zifferblatt die Zahl 12 Uhr oben ist, durch die Drehung der Nachführung, klappt das natürlich nicht. So muss ich also doch das tun was ich vermeiden wollte, mit dem Rotlicht schräg in den Sucher leuchten. Der Polarstern saß woanders.

So ging ich auf Ursachenforschung. Ich stellte fest, dass der Polsucher nicht mittig saß. Das ist wirklich ärgerlich, immerhin ist der Polsucher integriert, da hätte man ihn doch ab Werk ordentlich justieren können. Also suchte ich eine Anleitung im Internet, fand aber nur englische Seiten. Also legte ich los, löste die Madenschrauben, schob die anderen nach. Bis ich den Fehler machte, die Madenschrauben zu weit zu lösen. Es klappere im Gerät, das Ziffernblatt hatte sich gelöst. Ach Mist, als ich es öffnete ich den Sucher – es purzelten 3 Kügelchen von ca. 1 mm Durchmesser durch die Küche. Eine hatte sich besonders gut unter der Fußbodenleiste versteckt, nach einer Stunde fand ich sie endlich wieder und konnte es alles wieder zusammensetzen. Ein weiterer Versuch und endlich saß auch der Sucher mittig.

Nun voller froher Erwartung fuhr ich eine halbe Stunde in eine weniger lichtverschmutzte Region um den Orion zu fotografieren. Diesmal kontrollierte ich jede Schraube am Stativ, am Aufbau.. alles saß bombenfest, die Ausrichtung war laut App punktgenau, laut Kochab sollte das auch so passen. Diesmal versuchte 100mm Brennweite mit ca. 60 Sekunden. Die ersten Bilder waren gut, nach ca. 20 Minuten hatte ich wieder meinen Absacker im Bild, danach zog es wieder Streifen.

Frustriert schickte ich das Gerät zurück. Die Mischung aus Unerfahrenheit und ein Gerät, was seltsam reagiert. Das passt nicht so ganz.

Fornax Lightrack II (2019)

Im Gesamtpaket, also mit Polsucher und Polhöhenwiege, kostet der Fornax Lightrack II 999 €, dazu wird noch eine externe Stromversorgung benötigt. Das war mir dann doch zu viel. So kaufte ich nur das Grundgerät und dazu die Polhöhenwiege von Skywatcher und einen Polsucher HM6 + Beleuchtungsaufsatz.

Die SkyWatcher Polhöhenwiege wurde für deren Produkte konzipiert. Die Rotationsachse von Fornax Lightrack II steht im 90° Winkel zu den Skywatcher Nachführungen. Wenn man die Breitengrad-Skala für den Fornax Lightrack II nutzen möchte, muss man von 90° den Breitengrad abziehen und diesen Wert dann einstellen. Die Polhöhenwiege vom Skywatcher ist viel besser als die vom iOptron. Sie lässt sich feiner einstellen und auch die Libelle sitzt am Rand, so dass sie durch nichts verdeckt wird.

Der Polsucher HM6 passt nicht zu 100% zum Fornax Lightrack II. Er hat etwas Spiel von 0.5-1mm. Das sollte man beim Justieren bedenken und immer schön aufpassen, dass er nach dem Drehen immer noch an der gleichen Position im Loch des Fornax Lightrack II sitzt. Für mich hat der HM6 den Vorteil, dass er ein Ziffernblatt für das Einnorden besitzt, so dass man eine App zum einnorden nutzen kann. Die Kochab-Methode ist sicher genau, aber als Brillenträger ist das eben nicht so einfach, Himmel und Sucher gleichzeitig im Blick zu haben.

Die Polsucherbeleuchtung hätte ich mir schenken können. Die sitzt sehr wackelig auf dem Polsucher. Es wäre eine Frage der Zeit gewesen, bis ich diese verliere. So bastelte ich mir selbst eine, aus roter LED, CR2032-Batteriehalter, PWM Controller (1,8-15V).

Zum Fornax Lightrack II. Es ist gerade eine Jahreszeit, wo man selten klaren Himmel hat. Endlich war es soweit. Die ersten Resultate konnten sich sehen lassen. Bei 200 mm konnte ich den Orion für 1 Minute ohne Sternenstreifen belichten. Bei 20mm probierte ich 3 Minuten und hatte keine Probleme. Selbst nach 40 Minuten Laufzeit, ich konnte mich auf das Gerät verlassen. Diesen werde ich behalten!

SkyWatcher EQ5 synscan goto [Mitte 2019]

Derzeit kann ich noch wenige Aussagen zu ihr treffen. Mein Budget war begrenzt, das war quasi ein Notkauf um überhaupt ein Maksutov stabil tragen zu können. Hier die ersten Erkenntnisse

  • steht stabil, trägt mein Maksutov 127 ohne Probleme
  • lässt sich wunderbar per Computer steuern (RS-232 Adapter zu USB-Adapter + Kabel müssen separat erstanden werden). EQMod-Treiber funktioniert.
  • goto-Funktion klappt. Ich nutzte 2-Star-Alignment.
  • Einnorden bekam ich trotz zentrierten Polsuchers und App nie sauber hin. Vermutlich hat sie einen größeren Umlauffehler. Ich erreichte maximal 20 Sekunden bei 200mm Brennweite ohne Guiding.
  • Ein paar Anleitungen liegen in deutscher Sprache bei, bzw. sind im Internet verfügbar. Allerdings sind werden wichtige Themen (wie die Ausgangsposition) nur rudimentär am Rande erwähnt. Als Anfänger hat man keine Ahnung, wie man das Teleskop richtig drauf baut, bzw. ausrichtet. Ich konnte nur durch Ziehen des Steckers Schlimmeres beim ersten Goto verhindern.
  • wenn man mit Guiding beginnt und versucht die Kurven zu verstehen, erkennt man schnell Probleme der Montierung. So war meine DEC-Motor nur sehr locker mit dem Zahnrad der Achse verbunden und hatte entsprechend Backslash. Man muss natürlich auch hier den Preis sehen, eine gute Montierung kostet in den 4 bis 5-stelligen Bereich. Man kann froh sein, dass China Low-Budget-Varianten mit Qualitätsabstrichen auf den Markt wirft.